Löffelschnitzer

Der Vegesacker Heringslöffel

Der Vegesacker Löffel der Heringsfischer

Der Vegesacker Heringslöffel entstand im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 400 Jahrestag des Hafens. Die Sounbdwand an der Tiefer wurde von ca. 400 Jahren gebaut und entsprach demit dem Alter des Vegesacker Hafens.Bei dem Heringslöffel handelt sich um den Nachbau eines angeblich historischen Löffels, der bei den Ausfahrten an Bord war.  Dieser Nachbau wurde angefertigt aus dem Eichenholz einer ersten Verstärkung der  Uferbefestigung an der Tiefer in Bremen, die in der Zeit um 1838 gebaut wurde. Der von mir angefertigte Heringslöffel wurde anläßlich des Havengeburtstages an den Bürgermeister übergeben. Vier kleine Löffel aus eben diesem Holz auf lackierten Tischlerplatten wurden der Vertreterin der Danziger Stadtverordnetenversammlung übergeben.

Zur Frage des Alters des nachgebauten „Heringslöffels“

Wikipedia

Im Mittelalter lag die Straße Tiefer noch nicht direkt an der Weser. Zwischen der Straße und der Weser befanden sich die Packhäuser. Nördlich von der Tiefer floss noch ein Nebenarm der Weser, die Balge. Die zwischen Balge und Weser liegende Insel – die Balgeinsel – entsprach dabei weitestgehend dem späteren Martini- und Tieferviertel. Mit dem Ausbau der Schlachtehäfen veränderte sich auch das Bild im Weserbereich vor der Tiefer. 1564 ist dieser Ausbau auf der alten Stadtansicht von 1550/1564 von Hans Weigel noch nicht erkennbar:

Franz Hogenberg deutet in seinem Kupferstich Brema von 1588/89 eine gewisse Begradigung an. An der Weser stehen Giebelhäuser, und im östlich Bereich steht ein Teilstück der Bremer Stadtmauer. Der Stadtplan Brema von 1640 von Matthäus Merian zeigt schon, dass vor den Giebelhäusern kleine Lastkähne angelegt haben und eine Kajenkante existieren muss.

So sind auch in der Stadtansicht von Jürgen Landwehr von 1602 (andere Quellen 1617), die in der Güldenkammer im Bremer Rathaus hängt und in der Ansicht von Johann Landwehr (1661) diese Veränderungen an der Weser deutlich erkennbar.

Weser-Kurier vom 10.03.2021

Mit 25 Ankern und mehr als 100 Stahlbetonpfählen wird die Wand am Rücken der Tiefer-Arkaden stabilisiert. Das Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert sackt allmählich ab. (….) Die Arkaden stammen aus dem Jahr 1913 (…). Aber vor allem geht es um alten Bestandteil des Gesamtbauwerks, der jetzt Sorgen bereitet, und das ist die Hochwasserschutzwand aus dem 16. Jahrhundert. Deren Pfahlgründung hat sich im Laufe der langen Zeit vollständig zersetzt. Die Wand sinkt in der Folge ganz allmählich ab.

Weser-Kurier vom 20.04.2021

Die Sanierung der maroden Tiefer-Arkaden rückt allmählich näher: Die Hochwasserschutzwand, die die Rückseite des Gewölbegangs bildet, soll instandgesetzt werden. Diese Wand war früher die Ufermauer. Schwere Eisenringe, an denen Schiffe mit Tauen festgemacht wurden, zeugen noch heute davon. Die Mauer stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde auf Holzpfählen gegründet, die eine so lange Zeit nicht überdauern konnten.

Eigene Befunde

Nach Rücksprache mit dem Landesarchäologen konnte uns der Polier der dortigen Arbeitsgruppe einige Eichenbohlen dieser alten Spundwand zur Verfügung stellen. Zwei dieser Bohlen habe ich zu Vegesacker Heringslöffeln verarbeitet. Das Holz war teilweise stark vermodert. Ein Zustand, der von dem Holz im Moor abgelegter Eichenhölzer bekannt ist. Eine Bearbeitung war gut möglich, da das Holz nach Trocknung äußerst stabil war. Die Löffel wurden mit der Kettensäge zugeschnitten, streckenweise mit einem Elektrohobel grob bearbeitet und dann mit traditionellen Holzwerkzeugen manuell in Form gebracht. Kinder halfen sodann bei der äußeren Gestaltung des Löffels

Das Narrativ über den Vegesacker Heringslöffel

Der Legende nach wurde dieser Löffel von den Vegesacker Heringsfängern auf ihren Schiffen als Talisman mit an Bord geführt. Die Form des Löffels konnte sich dabei von Schiff zu Schiff unterscheiden. Der hier nachgebaute Löffel ähnelt mit an seiner Spitze weit aufgerissenen Augen an die Form eines Fisches. Derartige Löffel wurden gerne auch hinter den Schiffen hergezogen, um so Heringsschwärme anzulocken. Damals verfügten die Fischer noch nicht über Sonargeräte, die ihnen den nahen Heringsschwarm anzeigen konnten. Hier waren die Fischer auf ihre eigenen Erfahrungen und Glücksbringer angewiesen.

Bei der Ausfahrt der Schiffe aus dem Hafen stand ein Mann der Besatzung vorne am Bug des Schiffes und richtete so einen überdimensional großen Holzlöffel weserabwärts Richtung See. Dies symbolisierte den Wunsch nach einem erfolgreichen Heringsfang und anschließend bei der Rückkehr einem mit Fischen angefüllten Schiff. Am „Utkiek“, an der Mündung des Vegesacker Hafens in die Weser, standen die Frauen und Familien der Fischer und riefen den Fischern ihre guten Wünsche für einen reichlichen Fang und vor allem eine gute und gesunde Heimkehr zu.

Der Holzlöffel hatte an Bord der Schiffe während der ganzen Fangreise einen privilegierten Platz am Fockmast des Schiffes. Jeder der Seeleute musste diesen mit dem linken Zeigefinger berühren, wenn er an ihm vorbeilief, gleichgültig, wie oft das am Tag geschah. Das berichtet in seinen Erinnerungen der Heringsloggerkapitän Frido Brockenburg (1861-1934), die man kürzlich auf einem Dachboden in einem der Kapitänshäuser am Wilmannsberg in der Vegesacker Innenstadt gefunden hat.

Die Fischer galten als aus tiefstem Herzen abergläubisch und so gründete sich diese Zeremonie mit dem Holzlöffel bei der Ausfahrt und während der Fangfahrten auch auf einem solchem Mythos. Der Löffel galt als Glücksbringer. Löffel haben auch heute noch für viele Menschen eine besondere, oft sogar mythische Bedeutung. So wird berichtet, dass den Löffelträgern hilfreiche Geister zur Seite stehen, die ihrem Glauben nach in diesen Löffeln innewohnen.

Zudem gilt der Löffel als Symbol für den Wunsch nach immer ausreichend gefüllten Tellern und Erträgen vom Feld, aber eben auch von der Jagd und dem Fischfang, auf dass die Familien immer genug zu essen haben. So steht ein voller Löffel für Wohlstand und einen satten Magen.
Und schließlich kann der Löffel auch als Symbol des Friedens interpretiert werden: Wer mit einem Löffel isst, muss dazu jegliche Bewaffnung aus der Hand legen und alle seine Kampfhandlungen einstellen.

Der Löffel- ein Multitalent.

Ernst Matzke, Bremen
Ernst Matzke, Bremen
Christoph Sprute, Bremen
Tim Lennecke, Hamburg
Tim Lennecke, Hamburg
Tim Lennecke, Hamburg

Bürgermeister Bovenschulte besucht Vegesack anlässlich des Hafengeburtstags und erhält den Heringslöffel von Horst Wesemann